Die Bereitschaft Ismaning des Bayerischen Roten Kreuzes trauert um Jochen Schulze
Joachim Schulze hat viel für den Rettungsdienst in München, Bayern und Deutschland und für das Rote Kreuz geleistet. Er war Rettungsassistent, überlebte einen Absturz mit dem Rettungshubschrauber, war Leiter der Rettungsleitstelle München und über zwei Jahrzehnte Chef des BRK Rettungsdienstes. Am Mittwoch ist er im Alter von 70 Jahren gestorben.
Nach langer Krankheit ist Joachim Schulze gestern, am 7.3.2018 um 23:44 Uhr auf der Palliativstation des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder im Beisein von Freunden und Kameraden gestorben.
Trotz seiner schweren Krankheit hat Jochen, wie ihn seine Freunde nannten, es genossen, dass ihn in den letzten Wochen und Tagen noch viele seiner Freunde und Bekannte besucht und ihn auf seinem schweren Weg begleitet haben. Der Besucheransturm ging zeitweise schon an die Grenzen der Belastbarkeit für das Krankenhaus. Doch Jochen schien es zu gefallen so viel Beistand zu bekommen, wenn es ihm dennoch nicht leicht viel Abschied zu nehmen, hatte er doch so viel Lebensfreude und noch so viele Pläne gehabt.
Pionier des Rettungsdienstes
Am 21. Juli 1947 wurde Joachim Schulze, in Berlin geboren und ist im Bezirk Steglitz aufgewachsen. Schon als junger Mensch trat er ins Berliner Rote Kreuz ein, wurde Sanitäter und leistete in einer Kolonne, sowie bei der Wasserwacht Dienst.
Münchens Nähe zu den Bergen zog ihn dann nach Bayern, seine Leidenschaft zum Rettungsdienst zum Bayerischen Roten Kreuz, wo der gelernte Versicherungskaufmann anheuerte, um sich seinen eigentlichen Berufswunsch zu erfüllen. Zunächst war er als Rettungssanitäter im Krankentransport und Rettungsdienst tätig. Doch schnell machte er Kariere.
Als am 1. November 1970 der erste Rettungshubschrauber Christoph 1 in München Harlaching seinen Dienst aufnahm gehörte Jochen zu den ersten Besatzungsmitgliedern und wurde ein Pionier der Luftrettung. Doch als am 17.08.1971 der Heckrotor der BO105 bei der Landung an einer Einsatzstelle in München-Allach ein Hindernis berührte überlebte Jochen den Absturz nur schwer verletzt. Monatelange Krankenhausaufenthalte folgten.
1978 wechselte Jochen als stellvertretender Leiter in die Rettungsleitstelle München und wurde 1980 das Oberhaupt einer der größten Leitstellen Deutschlands. In dieser Funktion legte Jochen Schulze mit der Geburt des Einsatzleiters Rettungsdienst, der nach dem Oktoberfestattentat von 1980 aus seinen dort gemachten Erfahrungen und auf seine Initiative zurückgeht, einen wichtigen Grundstein für den Einsatzführungsdienst im Rettungsdienst. So tragen die Führungsstrukturen bei einem Massenanfall von Verletzten noch heute seine Handschrift.
1988 wurde Jochen auf Grund einer gegen ihn gerichteten Intrige vom BRK Landesgeschäftsführer als Chef der Leitstelle München fristlos entlassen. Dagegen wehrte er sich erfolgreich. In dieser schwierigen Zeit hielten seine Freunde zu ihm. Einer, Peter Aicher, bot ihm die Stelle als Betriebsleiter in seinem, noch jungen, privaten Rettungsdienstunternehmen an.
Am 1. Februar 1991 holte ihn der damalige Vorsitzende des BRK Kreisverband München, Dr. Hans Burghardt zurück zum Roten Kreuz und gab ihm die Verantwortung als Abteilungsleiter für den damals größten Rettungsdienst in Deutschland.
Diese Aufgabe führte er erfolgreich bis Ende 2010 aus. Zu den vielen Erfolgen seiner Tätigkeit gehört die Mit-Entwicklung des ersten RTW Typ Bayern, der noch heute den Standard für den Rettungsdienst in Bayern und in vielen anderen Bundesländern setzt. Am 31.12.2010 war sein letzter Arbeitstag und Schulze ging mit 63 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand.
Auch die Gemeinde Ismaning profitiert noch heute von Schulzes Engagement. Auf seine Initiative geht die Gründung der Rot-Kreuz Rettungswache Ismaning zurück. Anfang der 90er Jahre wurde diese zunächst provisorisch in der Fraunhoferstraße in Containern unter der Brücke untergebracht. Gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister, Michael Sedlmair, wurde dann nach einer festen Bleibe gesucht, die die Rettungswache schließlich in einem eigens dafür neu gebauten Gebäude neben der Feuerwache in der Osterfeldstraße fand.
Vielen seiner ehemaligen Mitarbeiter ist er in bester Erinnerung und sie nennen ihn noch heute liebevoll „Unser Chef“, denn mit Jochen ist auch etwas Menschlichkeit gegangen, die die Mitarbeiter vermissen.
Jochens Engagement im Roten Kreuz lies aber nicht nach. Ehrenamtlich engagierte er sich in seiner Bereitschaft Trudering, der er seit seinem Umzug nach München angehörte, weiter. Für dieses, fast 60-jährige Engagement im Zeichen der Menschlichkeit wurde ihm, auf Initiative seiner Rot-Kreuz-Bereitschaft Trudering, noch am Krankenbett die Auszeichnung "München dankt! die Auszeichnung für bürgerschaftlich engagierte" von Oberbürgermeister Dieter Reiter verliehen.
Joachim Schulze wurde auf Grund seiner guten Fachkenntnis weit über das Rote Kreuz hinaus sehr geschätzt. Seine Mitarbeiter haben ihn auf Grund seiner Führungskompetenz als Chef respektiert und geachtet, wegen seiner warmherzigen Art und Fürsorglichkeit als Menschen geliebt. Jochen war jederzeit für seine Mitarbeiter da, wenn sie Hilfe brauchten. Viele Kollegen sind zu Freunden geworden und noch heute hat Jochen Schulze einen großen Freundeskreis - seine Freunde, sie waren auch seine Familie.
„Lieber Jochen, wir werden Dich sehr vermissen. Wir bedanken uns bei Dir für alles, was Du uns gegeben hast, was Du für uns getan hast und wir werden Dir stets ein ehrendes Gedenken bewahren. Servus, mach‘s gut und ruhe in Frieden!“, ruft ihm sein langjähriger Freund und Rotkreuz-Kamerad Fried Saacke, Leiter der BRK Bereitschaft Ismaning zum Abschied zu.
Trauerfeier
Montag, den 19.03.2018, 9 Uhr
Krematorium am Ostfriedhof
Trauerhalle
St. Martin Str. 41
81541 München
Spenden statt Blumen
Jochen hatte noch mitgeteilt, dass er keinen Wert auf Blumen oder Kränze zu seiner Trauerfeier legt.
Wer gerne etwas geben möchte, der kann für die Klinik für Palliativmedizin der Barmherzigen Brüder München und das Johannes-Hospiz München spenden. Wir werden das gesammelte Geld dann persönlich, verbunden mit einem Fototermin, an dem alle Spender gerne teilnehmen können, übergeben.
Die Palliativ -und Hospizarbeit wird leider nicht zu 100% von den Krankenkassen finanziert - wir wollen mit diesem Spenden-Pool einen kleinen Beitrag dazu leisten - die Palliativ -und Hospizarbeit zu fördern und finanziell zu unterstützen. Jochen fühlte sich in den drei letzten Wochen seines Lebens, die er auf der Palliativstation der Barmherzigen Brüder verbrachte, dort den Umständen entsprechend sehr wohl und geborgen.