Liegengebliebene S-Bahn und Feuermeldung im Altenheim: Gemeinsame 24-Stunden-Übung von Feuerwehr und Rotem Kreuz in Oberhaching
35 ehrenamtliche Nachwuchs-Einsatzkräfte von Freiwilliger Feuerwehr Oberhaching und Deisenhofener Rotem Kreuz haben am Freitag und Samstag 24 Stunden lang gemeinsam für den Ernstfall geübt. Im Fokus standen dabei vor allem die Zusammenarbeit beider Organisationen bei der Versorgung unverletzter Betroffener.
An verschiedenen Einsatzbeispielen stellten sie ihr Können unter Beweis und lernten mit- und voneinander, worauf es im Einsatz ankommt. Los ging es am Freitag um 17 Uhr zunächst mit einer kurzen Sicherheitseinweisung. Die Helfer*innen richteten im Anschluss ihre Schlafplätze ein und beschäftigten sich mit verschiedenen Tragensystemen von Feuerwehr und Rettungsdienst. Nach dem gemeinsamen Abendessen ging es dann richtig los: Eine S-Bahn war wegen eines technischen Defekts liegengeblieben. Nachdem die Feuerwehr mit dem Notfallmanagement der Bahn und dem Fahrer der S-Bahn das sichere Vorgehen abgestimmt und eine Tür geöffnet hatte, konnte sich der Rettungsdienst einen Überblick über die Situation verschaffen. Im Zug warteten bereits 40 Mimen auf die Helfer*innen, die die genervten Fahrgäste sehr überzeugend spielten. Außer einer Bewusstlosen und wenigen Leichtverletzten waren alle Fahrgäste unverletzt. Nachdem die Feuerwehr sie aus der S-Bahn befreit hatte, kümmerte sich die Schnelleinsatzgruppe Betreuung des Roten Kreuzes um sie, bis ein Ersatzbus eintraf. "Unser besonderer Dank für diesen Übungsteil gilt den Mimen, die voll in ihrer Rolle aufgegangen sind", sagt Thomas Wagmüller, der für das Rote Kreuz im Planungsteam federführend war. "Die Mimen kamen aus der Oberhachinger Bevölkerung, aus dem Münchner Jugendrotkreuz und von der Jugendfeuerwehr Sauerlach". "Auch bei der Deutschen Bahn möchten wir uns herzlich dafür bedanken, dass wir die Übung so realistisch durchführen konnten", ergänzt Andreas Schwankl, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Oberhaching.
Nach der Nachbesprechung und einer Brotzeit für Helfer*innen und Mimen ging es dann für die meisten Übungsteilnehmer*innen aufs Feldbett. Doch die Nachtruhe währte nur kurz: Gegen 2:30 Uhr kam der nächste "Alarm", der diesmal zwei parallele Aufgaben für Feuerwehr und Rotes Kreuz vorsah. Während sich die Feuerwehr und der Rettungswagen des Roten Kreuzes um eine Person kümmerten, die in einer Kiesgrube unter einem Radlader eingeklemmt war, baute die Schnelleinsatzgruppe Betreuung eine Verpflegungsausgabe auf. Laut Übungsannahme sollten sie eine Rettungshundestaffel versorgen, die bereits mehrere Stunden im Einsatz war. Neben der Verpflegungsausgabe gehörte auch die Logistik und die autarke Beleuchtung der Ausgabestelle zur Aufgabe. "Gerade für unsere jungen Helfer*innen ist es wichtig, dass sie das Einsatzmaterial kennenlernen und auch die Technik sicher bedienen", betont Thomas Wagmüller. Um kurz vor 5 Uhr morgens waren alle Einsatzkräfte wieder im Bett.
Um 8 Uhr am Samstag wartete das Küchenteam des Deisenhofener Roten Kreuzes mit einem reichhaltigen Frühstück auf die müden Helfer*innen. Das Küchenteam sorgte rund um die Uhr für Essen und Getränke und betrieb das Rotkreuzhaus als "Basislager" für die Übung. Beim Frühstück erhielten die Helfer*innen Besuch von Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle. Der ließ es sich nicht nehmen, sich bei den Einsatzkräften für ihren ehrenamtlichen Einsatz zu bedanken und die Übernahme der Verpflegungskosten durch die Gemeinde zuzusagen.
Nach dem Frühstück ging es dann bei Kaiserwetter zur gemeinsamen Hydranteneinweisung. Denn während die Feuerwehr die Wasserentnahme zur Brandbekämpfung braucht, nutzt auch das Rote Kreuz die Hydranten zur Entnahme von Trinkwasser für die Feldküche. "Das kommt zwar eher selten vor, war aber vor allem bei längeren Einsätzen im Hochwassereinsatz schon nötig", sagt Thomas Wagmüller. Während die Feuerwehr anschließend den Löschaufbau übte, lernten die Rotkreuzler*innen den Trinkwassersatz und den Umgang mit diesem System kennen.
Nach dem Mittagessen alarmierte die Übungsleitung die Helfer*innen dann zu einer Feuermeldung in der Seniorenresidenz Deisenhofen. Dort hatte es auf einer Station gebrannt und das Personal hatte die Bewohner*innen in sichere Brandabschnitte gerettet. Während die Feuerwehr mit Atemschutzgeräten und Strahlrohr den Brand bekämpfte, bereiteten die Rotkreuzler*innen parallel alles zur Betreuung der unverletzten Bewohner*innen vor. In Bahnhofsnähe richteten sie Sitzgelegenheiten im Schatten ein, sorgten für Getränke und eine Registrierung. Leider hatten aber viele Bewohner*innen das schöne Wetter für einen Spaziergang mit Angehörigen genutzt, so dass letztlich nur zwei Bewohner an der Übung teilnahmen. "Da waren die Helfer*innen natürlich ein bißchen enttäuscht", sagt Andreas Schwankl. "Aber im echten Einsatz ist es auch so, dass man nie weiß, was einen erwartet und wie sich die Lage ändert. Insofern war auch das eine wichtige Erfahrung."
Im Anschluss stellten die Helfer*innen die Einsatzbereitschaft wieder her, füllten Material auf und reinigten die Einsatzfahrzeuge. Mit einer gemeinsamen Nachbesprechung und einem Grillfest ging die Übung am Samstag Abend zu Ende.
"Das ist die dritte Übung dieser Art, die wir in den letzten zehn Jahren veranstaltet haben", sagt Thomas Wagmüller stolz. "Dahinter steckt natürlich viel Vorbereitungsarbeit. Ich bin überzeugt, dass sich der Aufwand für unsere Helfer*innen lohnt. Es macht Spaß zu sehen, was schon die jungen Einsatzkräfte leisten und wie die Übung die Gemeinschaft fördert. Nicht alles ist reibungslos gelaufen, insgesamt war die Übung für uns aber ein großer Erfolg."
An der Übung waren neben den 35 Nachwuchs-Einsatzkräften 43 Mimen und rund 10 Helfer*innen in Übungsleitung und Küchenteam beteiligt. Das Deisenhofener Rote Kreuz wurde in der Schnelleinsatzgruppe Betreuung durch ein Team der Rotkreuzkollegen aus Perlach unterstützt.